„Wohnen ist ein Menschenrecht!“ – SAK-Talk fordert entschlossenes Handeln gegen Wohnungslosigkeit im Saarland


Unter dem Motto „Wohnen ist ein Menschenrecht!“ widmete sich die "Saarländische Armutskonferenz" (SAK) im Rahmen ihres jüngsten SAK-Talks der prekären Wohnsituation vieler Menschen im Saarland. Die Veranstaltung fand Ende Oktober im Salon Rosa in Saarbrücken statt und bot Raum für engagierte Diskussionen und klare politische Forderungen.


Moderiert von Michael Leinenbach, Vorsitzender der SAK, diskutierten Frank Couck, Vorstandsmitglied der SAK und in der Wohnungslosenhilfe tätig, sowie Harald Kreutzer vom "Haus der Nachhaltigkeit" des Weltveränderer e.V. über die alarmierende Lage auf dem Wohnungsmarkt und die wachsende Zahl wohnungsloser Menschen.


Ein zentrales Thema war der erste Wohnungslosenbericht des Saarlandes, der im November 2024 veröffentlicht wurde. Dieser dokumentiert eine Mindestanzahl von 543 betroffenen Personen, darunter 130, die von Wohnungslosigkeit bedroht sind. Von den 413 akut wohnungslosen Menschen lebten 113 ohne jede Unterkunft, 272 waren verdeckt wohnungslos und 28 anderweitig betroffen – etwa als Bewohnerinnen von Frauenhäusern. Darüber hinaus meldete das Ministerium zum Stichtag 31. Januar 2023 insgesamt 2.810 untergebrachte Personen im Saarland.


Angesichts dieser Zahlen und der eindrücklichen Berichte aus der Praxis formulierten die Teilnehmenden des SAK-Talks konkrete Forderungen an die politisch Verantwortlichen in Land und Kommunen:

- das "Recht auf Wohnen" in die Saarländische Verfassung aufnehmen und dort verankern

- Genossenschaftliches Wohnen fördern

- Finanzierung der Maßnahmen über Sondervermögen

- Sozialen Wohnungsbau als oberste Priorität umsetzen und Gemeinwohl orientiert handeln

- Landeseigene Wohngesellschaften als Pilot für den sozialen Wohnungsbau nutzen und diesen Gemeinwohl orientiert und in Gänze in Sozialen Wohnungsbau für das Saarland umwandeln

- Keinen weiteren Grund und Boden in Natur an Investoren veräußern – nachhaltig handeln – bestehende Flächen nutzen


Die formulierten Forderungen des SAK-Talks basieren auf einem klaren werteorientierten Verständnis:

- Haltung: Jeder Mensch hat unveräußerliche Rechte. Menschen, die von Armut betroffen sind, dürfen nicht auf die Rolle von Almosenempfängerinnen und -empfängern reduziert werden.

- Fürsorge: Ehrenamtliches Engagement in der Wohnungslosenhilfe ist wertvoll und verdient Anerkennung. Es darf jedoch nicht dazu führen, dass sich der Staat seiner Verantwortung entzieht. Die Schaffung von ausreichend bezahlbarem Wohnraum sowie die Finanzierung unterstützender Maßnahmen sind zentrale Aufgaben öffentlicher Daseinsvorsorge.

- Teilhabe: Jedem Menschen muss die Teilhabe am jeweiligen Ort seitens des Staates ermöglicht werden, entsprechend der Behindertenkonvention (BRK). Hierzu zählt auch Wohnraum

- Good Practice: Erfolgreiche Modelle wie das Wiener Modell, genossenschaftliches Wohnen oder der Rückkauf ehemals öffentlicher Wohnungen sollten auf ihre Übertragbarkeit ins Saarland geprüft und gegebenenfalls umgesetzt werden.

- Finanzierung: Die Finanzierung sozialer Wohnprojekte muss durch bestehende oder neu zu schaffende Sondervermögen sichergestellt werden. Zudem sind die Steuerbehörden so auszustatten, dass sie die jährlichen Fehleinnahmen von 100 bis 200 Milliarden Euro einziehen können.

- Grundsatz: Wohnen ist ein Menschenrecht. Um dieses zu sichern, braucht es entschlossenes politisches Handeln – auch als Beitrag zur Stärkung und Verteidigung unserer Demokratie.


Der SAK-Talk ist eine Kooperationsveranstaltung der Saarländischen Armutskonferenz (SAK) e.V., dem Deutschen Berufsverband für Soziale Arbeit (DBSH) e.V. Landesverband Saar, der Vereinigung der Profession Soziale Arbeit (VPSA) e.V. sowie der Rosa Luxemburg Stiftung Saarland.


Autoren: Michael Leinenbach / Sven Mohr 

Fotos: Irene Portugall / Boris Grosman