Profession Soziale Arbeit

Das Professionsverständnis für die Soziale Arbeit leitet sich von der Internationalen Definition der Sozialen Arbeit ab (Global Definition of the Social Work der International Federation of Social Workers [IFSW] von 2014).

Würde und Haltung

Menschlichkeit und die Achtung der Würde des Menschen stehen im Mittelpunkt des Handelns. Bei allen Handlungen darf diese Maxime nie aus den Augen verloren werden. In einem permanenten Prozess wird geprüft, ob der eingeschlagene Weg noch dieser Maxime entspricht.

„Die Würde des Menschen ist unantastbar“ (Artikel 1 des Grundgesetzes) – ein Grundsatz, der insbesondere für die Soziale Arbeit oberstes Anliegen sein muss. Was heißt nun Würde? Sprachgeschichtlich ist das Wort „Würde“ mit dem Begriff „Wert“ verwandt, und bezeichnet ursprünglich den Rang, die Ehre, den Verdienst oder das Ansehen einer Person. Seit der Zeit der Aufklärung wurde im Unterschied zur Statusorientierung des Begriffes mit „Würde“ ein eher abstrakt zu verstehender sittlicher und moralischer Wert bezeichnet.

Achten wir diese grundlegenden Positionen der Aufklärung, so kommen wir automatisch zu der Frage, wie Haltung und Profession zusammenhängen. Hier zeigt die Ethik ihren wahren Stellenwert. Sie ermöglicht es, jedem einzelnen Professionellen in der Sozialen Arbeit eine notwendige Haltung entwickeln zu können. Die Internationalen Prinzipien wiederum liefern ein Handlungsmodell, wonach wir unser alltägliches professionelles Handeln reflektieren und überprüfen können. Kommen wir in der Reflexion an den Punkt, dass wir alleine die Fragestellung, das Problem oder das Dilemma nicht lösen können, so steht uns mit dem Handlungsansatz z.B. der kollegialen Beratung ein Instrument zur Verfügung, auf das wir wiederum zurückgreifen können.

Was zeichnet unsere Profession besonders aus? Wie können wir uns eine notwendige Haltung erarbeiten? Kann es in einer pluralen Gesellschaft verbindliche ethische Grundprinzipien geben?
Drei der wichtigsten ethischen Grundprinzipien standen im Entwicklungsprozess im Vordergrund:
•   Achtung der Autonomie der Menschen
•   Gerechtigkeit
•   Solidarität

Im Laufe der Bestrebungen zur zunehmenden Professionalisierung der Sozialen Arbeit müssen Aufgaben und Funktion einer Ethik der Profession regelmäßig modifiziert und auf veränderte Gesellschafts- und Praxisbedingungen angepasst werden (semper reformanda). 

Die genannten Prinzipien sind an das von Beauchamp und Childress („Principles of Biomedical Ethics“, 1987) für die ärztliche Entscheidungsfindung konzipierte Schema angelehnt und wurden mit Bezug auf die professionell sozialberufliche Entscheidungsfindung um die Prinzipien Solidarität und Effektivität ergänzt. Darüber hinaus beinhaltet das Prinzip Autonomie im sozialberuflichen Kontext nicht lediglich die Verpflichtung zum Respekt der Selbstbestimmung von Klient*innen, sondern auch deren Förderung. Die berufsethischen Prinzipien dienen der Orientierung bei der Reflexion des eigenen Handelns in der fachprofessionellen Rolle. In jeder Handlungssituation ist zu erwägen, wie die Prinzipien interpretiert und umgesetzt werden sollten. Dabei ist der professionsethische Rahmen, d.h. die Werte und Ziele Sozialer Arbeit zu beachten.

Literaturangabe:

Prof. Dr. Carmen Kaminsky
Vortragsmanuskript
»Soziale Arbeit am Limit - Über konzeptionelle Begrenzungen einer Profession « - 1. Berufskongress des DBSH, 14.11.2008 und
» Soziale Arbeit - normative Theorie und Professionsethik «

Carmen Kaminsky
Verlag Barbara Budrich 2018
ISBN 978-3-8474-2063-7

Von Prof. Dr. Schumacher wurden  im Jahr 2017 für die Charakterisierung der Profession sowie eines Berufes in der Sozialen Arbeit fünf Kriterien ausgewählt, die eine entsprechende Zuordnung aufzeigen:

Kriterien: „die bestimmenden Idee (Grundansatz), der prägenden Handlungsweise (Ausführung), der Zielrichtung (zentraler Gedanke), dem Handlungsanspruch (Funktion) und dem Qualitätsmerkmal (Selbstverständnis)“.

„Die fünf Kriterien lassen sich im Sinne einer optimierten Praxis präzisieren. Dort wird deutlich, dass Fürsorge und Teilhabeförderung ihre Legitimation darin haben, dass daraus gerechte Lebensbedingungen gewonnen werden; dass der Dienstleistungsanspruch eine selbstbestimmte Praxis beinhaltet; dass Hilfe und Unterstützung auf ein gelingendes Zusammenleben zielen; dass im Rahmen der sozialen Problemlösung Gesellschaft gestaltet wird; und dass im Abgleich von Individual- und Kollektivinteressen ein gesellschaftliches Mandat wahrgenommen wird, das zu Lösungen auffordert, die jeden und alle zufriedenstellen“ (Schumacher 2017).

Nebeneinandergestellt zeigen beide Charakterisierungen wie die Perspektive Soziale Arbeit als Profession, dem beruflichen Impuls eines sozialprofessionellen Wirkens als weiter und zu Ende gedachtes Verständnis dieses Wirkens, zugeordnet werden kann. Soziale Arbeit als Beruf fügt sich, legt man die Charakterisierung zu Grunde, in die Profession Soziale Arbeit ein.

Literaturangabe:

Prof. Dr. Thomas Schumacher
Vortragsmanuskript
»Soziale Arbeit als Beruf und Profession« – Klausur der DBSH-Ethikkommission 4.-6.8.2017 in Kloster Neustadt und
» Mensch und Gesellschaft im Handlungsrau, der Sozialen Arbeit - ein Klärungsversuch «

Thomas Schumacher

Beltz Juventa - 1. Auflage 2018
ISBN 978-3-7799-3739-5

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